Wie zwei Häuser zusammen eins ergeben

Sophie Pussehl Sophie Pussehl
Doppel(t)haus in Gräfelfing, Architekturbüro Schaub Architekturbüro Schaub Casas modernas
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Ein Haus für zwei Familien, wobei jede Partei ihre eigenen Wohnräume sowie einen separaten Eingang wünscht – das zu realisieren, ist gar nicht so leicht. Vor allem, wenn das Grundstück und die Bebauungsfläche bereits vorgegeben und daher keine Abweichungen zugelassen sind. Eine wahrlich kniffelige Angelegenheit, die vom Architekturbüro Martin Schaub jedoch gekonnt gelöst wurde. Dabei überzeugt nicht nur das bauliche Konzept des Experten, sondern ebenso die gestalterische Umsetzung – seht selbst!

Das Konzept

Dort, wo die alten Gemäuer dem Erdboden gleich gemacht wurden, stehen heute zwei Häuser, die allerdings durch ihre Rücken-an-Rücken-Anordnung ein Haus ergeben. Lediglich die farbliche Gestaltung in Rot und Weiß stellt einen Kontrast her und lässt erkennen, wo die Grenzen verlaufen. Dabei erstreckt sich jede Haushälfte über zwei Stockwerke mit erstaunlichen 120 Quadratmetern, wodurch die Wohnfläche gegenüber dem Altbau sogar verdoppelt wurde; wirklich raffiniert.  

Dabei war es den Bauherren ebenso wichtig, über einen jeweils eigenen Gartenbereich zu verfügen. So freut sich die eine Familie über einen Südhof, den wir auf diesem Bild gut erkennen und der vor allem durch seinen saftigen Rasen besticht und für die Kinder viel Platz zum Spielen und Toben bereithält. Die andere Familie hingegen setzte auf eine großzügige Holzterrasse, die wir im Folgenden noch sehen werden.

Die Umsetzung

Hier sehen wir zwar bereits einen Ausschnitt des neuen Hauses, doch ist es kaum vorstellbar, dass auf dem ausgewählten Grundstück des Zweifamilienhauses in Gräfelfing zuvor ein Haus von 1955 stand, das stark sanierungsbedürftig war und eine Wohnfläche von nur 110 Quadratmetern bei wohlgemerkt 1100 Quadratmetern Grundstücksfläche aufwies. Im Grunde bot diese Fläche damit genügend Platz. Der Bebauungsplan gab jedoch vor, dass der Neubau nicht weiter in den Garten reichen durfte wie der Altbau zuvor; und hierin bestand die Herausforderung.

25 Meter lang und 8 Meter breit – ein ziemlich schmales Fleckchen, auf dem ein Haus für zwei Familien geschaffen werden sollte. Doch dank des verblüffenden Konzeptes von unserem Experten konnte dieser Wunsch realisiert werden. Ein Doppel(t)haus, wie es der Architekt selbst nennt, erwies sich hierfür als maßgeschneiderte Idee, die einerseits die unterschiedlichen Freiraum-Wünsche beider Bauherren erfüllt und andererseits jeden Quadratzentimeter sinnvoll nutzt.

Natürlichkeit

Das Konzept sah ebenso die Verwendung von ökologischen Materialien vor. Denn die sind für den Architekten selbstverständlich und damit auch in diesem Projekt fester Bestandteil. Für das Doppel(t)haus wurde die bewährte Ziegelmassivbauweise aus 36,5 cm dicken porosierten Leichtziegeln gesetzt. Für den Einzug der Decken, das Dach, die Fensterrahmen sowie für die Treppen und Terrassen wurde jeweils Massivholz verwendet. Styropor, Baukleber und andere unnatürliche Materialien sind hier nicht zu finden. 

Terrassenbereich

Wie bereits erwähnt, bevorzugte die eine Familie des Doppel(t)hauses eine großflächige Holzterrasse, die wir hier eindrucksvoll erkennen können. Für diesen Bereich wurde die gesamte Grundstückslänge genutzt, wobei zum Ende des Grundstücks hin die reine Holzfläche zusätzlich mit Beeten gestaltet wurde und sich der Gesamtgestaltung harmonisch fügt. Die Terrasse schließt dabei unmittelbar an den Wohnbereich an und kann durch die in die Fensterfront integrierte Schiebetür betreten werden. Der Sitzbereich, der im selben Holz wie die Terrassendielen gehalten wurde, wirkt dabei überaus einladend. Vor allem in den warmen Monaten lässt es sich hier besonders gut aushalten; sei es, um das Sonntagsfrühstück nach draußen zu verlagern oder lange Abende zusammen mit der Familie und Freunden zu verbringen. 

Blick nach drinnen

Der Blick von drinnen lässt die Verglasung nun so richtig zur Geltung kommen. Das sorgt nicht nur für viel Helligkeit, sondern auch für eine unmittelbare Verbindung von innen und außen und schafft vor allem zu den einzelnen Jahreszeiten spannende Momente. Der Raum im Inneren wurde dabei offen gestaltet. An die Küche schließt der Essbereich an und daran – nach rechts abführend – das Wohnzimmer. 

Auch bei der Einrichtung wurde vor allem auf ökologische Materialien gesetzt, die nicht nur in dem Mobiliar des Essbereichs wiederzufinden sind, sondern auch im Fußboden. Hierfür wurde hochwertiges Massivholz verwendet, das lediglich geölt wurde. Dadurch kommt nicht nur die Maserung deutlich zum Vorschein, auch der natürliche Charakter wird so bewahrt. Weitere Ideen zum natürlichen Einrichten mit Holz findet ihr hier!

Besonderheiten

Nicht nur das Wohnzimmer, auch das Bad zeigt sich in hellen Weiß- und Beigetönen, was für eine freundliche Atmosphäre sorgt. Dabei wurde für die Wände etwas Besonderes vorgesehen: Auf dem verputzen Untergrund wurde Silikatfarbe aufgetragen, wodurch Feuchtigkeit schadlos aus dem Mauerwerk verdunsten kann. Doch nicht nur das: Die Oberflächen innen sind diffusionsoffen und hygroskopisch, was bedeutet, dass sie Luftfeuchtigkeit aufnehmen, binden und wieder abgeben können. Diese Besonderheiten schaffen zusammen mit den großzügig und weitläufig gestalteten Innenräumen eine behagliche Atmosphäre, die das Zweifamilienhaus zu einem einzigartigen Erlebnis machen. 

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