Bauernhaus renovieren: Vor- und Nachteile

Sophie Pussehl Sophie Pussehl
Restaurierung eines Fachwerkhauses Friedenfelde/Uckermark, Gabriele Riesner Architektin Gabriele Riesner Architektin Casas de estilo rústico
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Die aufgehende Sonne, die kühle, reine Luft, der Morgentau, der auf den Wiesen glitzert, seichter Nebeldunst und endlose Ruhe… Mit einer heißen Tasse Tee auf der Veranda sitzend, lässt sich so ein jeder Tag entspannt und überaus erfüllend beginnen. Das Leben auf dem Land ist ein ganz besonderes und immer mehr – vor allem Städter – sehnen sich genau danach: nach einem sanierten Bauernhaus, das einem diese Behaglichkeit und Lebensqualität bietet, abseits von Straßenlärm, dem immerwährenden Stress und der Hektik der Großstadt. 

Ein Bauernhaus zu renovieren gleicht einem Abenteuer. Es fordert einem viel ab und ist nicht zu unterschätzen. Auf dem Weg zu ihrem entzückenden Altbau haben Bauherren einiges zu beachten. An Kraft, Mut, Zeit und auch Geld darf es dabei nicht fehlen. Die wichtigsten Punkte, die es bei der Renovierung eines Bauernhauses zu beachten gilt, stellen wir euch in diesem Artikel vor.

Baubewilligung & Denkmalschutz

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Da Bauernhäuser meist mehrere Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte alt sind, gelten sie als historische Gebäude und sind zumeist denkmalgeschützt oder werden als besonders bewahrenswert eingestuft. Das hat den einfachen Sinn, die immer knapper werdenden baulichen Kulturgüter zu erhalten. Steht das Haus nicht in der Denkmalliste kann versucht werden, eine Eintragung zu erreichen. Denn dadurch gibt es die Chance auf eine Förderung, fachliche Begleitung sowie Beratung. In der Regel sollte ohnehin auf einen Architekten zurückgegriffen werden, der sanierungserfahren und für den behutsamen Umgang mit alter Bausubstanz bekannt ist. Für die baurechtlichen Genehmigungsverfahren zuständig sind lokale beziehungsweise regionale Bauämter oder Denkmalpflegestellen der Bundesländer. Die jeweiligen Gebietsbeauftragten sind für euch wichtige und unentbehrliche Ansprechpartner, wenn es um fachliche Belange im Zusammenhang mit der Renovierung und dem Umbau geht. In der Praxis ist es nämlich so, dass alle angestrebten Veränderungen am Bau vorab genehmigt werden müssen. So können beispielsweise Innenwände nicht einfach so entfernt werden. Generell aber lassen sich zwischen den Genehmigungsstellen und den persönlichen Vorstellungen annehmbare Kompromisse finden.

Renovierung & Dämmung

Ein beschädigtes Mauerwerk, lose Ziegel auf dem Dach und Putz, der von den Wänden bröckelt – auf den ersten Blick sieht ein renovierungsbedürftiges Bauernhaus nicht gerade einladend aus. Im Grunde aber geht es darum, das historische Fassadenbild wieder herzustellen, dessen Wertigkeiten wieder herauszuarbeiten, für Komfort zu sorgen und dafür, dass das Haus im Winter warm und im Sommer kühl bleibt. Im Wesentlichen kommt es bei der Renovierung darauf an, dass die im Haus vorgefundenen Materialien wieder aufgenommen werden. Wichtig ist auch, dass der Feuchtigkeitsaustausch optimal gewährleistet wird. Weist das Mauerwerk Kalk-Gips-Putz auf, so sollte auch dieser bei Ausbesserungen eingesetzt werden. Fachwerke beispielsweise, die einen besonderen Bauernhaus-Typ darstellen, wurden mit Lehm-Stroh-Wickeln ausgefachtet. Hier sollten die Holzkonstruktion weitgehend offen gehalten und die Gefache mit Lehmputz und -farbe versehen werden. 

Tipp: Besonders reizvoll ist es auch, wenn man einige Partien des alten Mauerwerks offen hält und damit das urige Flair zusätzlich unterstreicht.

Da die Wände von Bauernhäusern recht dünn sind, sollte bei der Renovierung ebenso eine Dämmung – vor allem der Innenwände – in Betracht gezogen werden. Hierfür empfehlen sich natürliche Materialien mit hoher Dampfdiffusionsoffenheit, was bedeutet, dass Feuchtigkeit von innen nach außen abgegeben werden kann, aber nicht andersherum. Dazu eignen sich zum Beispiel Holzfaserplatten oder Lehm-Fertigbauteile.

Fenster & Fensterläden

Vielleicht ist es euch auch schon aufgefallen, dass für Bauernhäuser relativ kleine Fenster typisch sind. Diese nämlich waren nicht grundsätzlich darauf ausgelegt, viel Licht hereinzulassen, sondern wenig Wärme abzugeben. Darin und auch in finanziellen Angelegenheiten liegt der Grund für die durchschnittlich geringere Fenstergröße im Vergleich zu Neubauten. Heutzutage ist das Bedürfnis nach natürlichem Licht ein ganz anderes. Moderne Dämmsysteme ermöglichen einen sehr viel größeren Anteil an Glasflächen. Jedoch ist es so, dass die Fassaden und Fassadenausschnitte von Bauernhäusern stets bemessen und stimmig verteilt wurden. Um also das äußere Erscheinungsbild nicht maßgeblich zu verändern, sind größere Eingriffe untersagt. Es ist aber möglich, punktuell neue Fensteröffnungen zu setzen, um die Belichtung zu verbessern. Auch hier sollte stets auf natürliche Materialien gesetzt werden.

Tipp: Nutzt bereits großflächige Öffnungen. Wenn ihr zum Beispiel eine Scheune renoviert, so kann das ehemalige Scheunentor mit verglasten Türen versehen werden, was für eine großzügige Lichteinstrahlung sorgt.

Hinzu besaßen Bauernhäuser überwiegend auch Fensterläden, die ein markantes Gestaltungselement sind, aber in erster Linie dem Nutzen galten: nämlich für ein angenehmes Raumklima an warmen sowie kalten Tagen zu sorgen. 

Tipp: Versucht möglichst die vorhandenen Exemplare aufzuarbeiten und wiederzuverwenden – wie auch bei den Fenstern. Müssen Lamellen ersetzt werden, so sollten diese etwa aus Holz sein, aber niemals als Aluminium oder aus Kunststoff, denn das zerstört den Charme eines alten Bauernhauses und hätte es zu den damaligen Zeiten auch nicht gegeben. So natürlich wie möglich, so lautet die Devise. Passt dabei zudem die Farbgebung der Fensterläden an die Fenster an. Das schafft ein harmonisches und authentisches Erscheinungsbild.

Dach – Schutz des Hauses

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Das Dach ist der wichtigste Schutz gegen Witterungen. Das war schon damals so und ist heute nicht anders. Deshalb sollte insbesondere hier darauf geachtet werden, dass die oberste Hülle völlig dicht und intakt ist. Bei der Renovierung eines Bauernhauses empfiehlt es sich daher, mit der Sanierung des Dachstuhles und der Dachdeckung zu beginnen und sich anschließend den restlichen Baustellen zu widmen. Dabei sollte das Dach in seiner Grundform möglichst unverändert bleiben, denn neu ausgebaute Dachbereiche sind eine besonders sensible Bauaufgabe. Warum? Die Hinzufügung einer Gaube oder von Dachflächenfenstern kann relativ schnell unpassend aussehen und damit das gesamte Erscheinungsbild des Daches und damit auch des Gebäudes zunichtemachen. Hier sollte man sich also weitgehend zurückhalten beziehungsweise werden Umbauarbeiten in diesem Rahmen häufig auch nicht genehmigt.  

Hier könnt ihr nachlesen, welche Dachform am besten zu eurem Haus passt.

Vorteile

Ein Bauernhaus hat nicht nur den Vorteil, dass es einen besonderen Wohnkomfort, eingebettet in einer idyllischen Landschaft, bietet. Da man an den Renovierungsarbeiten selbst beteiligt ist, hat man – trotz Abstimmung mit den Genehmigungsstellen – relativ viel Gestaltungsspielraum und kann modernes Wohnen mit Geschichte vereinbaren. Anregungen vom Denkmalamt sollten bei der Sanierung nicht als Einschränkung, sondern als aktive Hilfestellung betrachtet werden. Die Mitarbeiter stehen bei Fragen zur Verfügung und zeigen immer öfter auch Verständnis, wenn es beispielsweise um eine zeitgemäße Dämmung geht. Teilweise unterstützen diese sogar mit finanziellen Mitteln aus der Denkmalpflege. Denn im Grunde wollen beide Parteien doch dasselbe: die Erhaltung eines schönen, alten Bauernhauses. 

Ebenso positiv anzumerken ist, dass ein Bauernhaus zumeist über ein großes Außengelände verfügt, das weitere Nebengebäude wie Stall, Scheune oder Schmiede beherbergt. Diese können zusätzlich genutzt und umfunktioniert werden – etwa zu einem weiteren Wohn- oder Gästehaus, sodass einem ein großes Raumangebot zur Verfügung steht. Nicht zu vergessen ist der überaus charmante Garten, den ein Bauernhaus ebenso mit sich bringt. Denke man ihr nur an Stockrosen, gemähte Gehwege im kniehohen Gras, darin eine geschützte Sitzecke, wo sich der mit den eigens geernteten Johannisbeeren gebackene Kuchen besonders gut schmecken lässt. So ein Bauernhaus hat durchaus seine Vorzüge.

Nachteile

Neben den Vorteilen, die ein renoviertes Bauernhaus bietet, sollte man sich ebenso über dessen Nachteile bewusst sein. Wer den modernen, unkomplizierten Wohnkomfort eines Neubaus sucht, der wird mit einem alten Bauernhaus wenig anfangen können und hier wohl auch nicht glücklich werden. Denn am und im historischen Bau fallen ständig Dinge an, die es erneut zu sanieren, auszubessern oder umzubauen gilt. Das erfordert nicht nur Zeit und Kraft, sondern auch Geld. Dadurch, dass Bauernhäuser häufig im Grünen liegen – was prinzipiell ein Vorteil ist – heißt dies aber auch, dass sich diese zumeist am Rande von Siedlungen befinden und dadurch mit weiteren Autofahrten verbunden sind, wenn es darum geht Besorgungen zu tätigen oder die Kinder in den Kindergarten oder die Schule zu bringen. All dessen muss man sich bewusst sein und in seiner Entscheidung abwägen, ob man sich auf das Projekt, ein altes Bauernhaus zu renovieren, einlässt oder nicht.

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